Ausstellung „Facing Individuality“ von Florica Prevenda in der RKI Wien Galerie gestalt
19 - 20 APR - MAI 2016 19:00

Ausstellung „Facing Individuality“ von Florica Prevenda in der RKI Wien Galerie

Ort:

Das Rumänische Kulturinstitut Wien präsentiert im Zeitraum 19. April – 20. Mai 2016 die Ausstellung „Facing Individuality“ von Florica Prevenda. Die Vernissage zur Ausstellung findet am Dienstag, dem 19. April, um 19 Uhr, im Rumänischen Kulturinstitut in Wien (Argentinierstrasse 39, 1040 Wien) in Anwesenheit der Künstlerin und der Kuratorin Ana-Maria Altmann statt.                                      

„Wer bin ich? Wo fängt Ich an und wo hört es auf? Bin ich ich, weil die Anderen nicht ich sind?

Wie eine Litanei ziehen sich diese Fragen durch die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten Florica Prevendas. Dabei wird ihre Stimme zum Symptom des Schreis einer ganzen Generation, der sich aus der Verunsicherung einer Zeit produziert in der eine Antwort nicht mehr aus dem Selbst kommen will. Das Echo dieser Selbstbefragung wirft sich immer wieder an den äußeren Trugbildern einer anonymen Masse zurück, die in ihrer Trägheit nicht zu mehr im Stande ist als Daumen zu heben oder zu senken: wie damals im Amphitheater bedeuten diese Daumen auch heute Leben oder Tod des Individuums.

Frei von Illusionen, einen legitimierten Formenkanon abarbeitend, rückt die Künstlerin die Verortung des Selbst in der Welt, aus der Schieflage einer wirkungsorientierten Gesamtheit wieder an den einzig möglichen Ort einer Auseinandersetzung, dem eigenen vis-à-vis. Verallgemeinerung und Anonymisierung verdichtet sie hierfür zu einem viablen Ausdrucksmittel und versucht sich dadurch an einer möglichen Objektivierung der künstlerischen Aussage. Der serielle Charakter ihrer Werke wiederholt dieses Abarbeiten der immer gleichen Frage, betont die Rückkehr zur Erfahrung des Ich im Jetzt, die letztlich das Individuum konstituiert. Zwischen Pappfalten und Papierarbeiten spult Prevenda einen systematischen Abstraktionsprozess ab, der die Segmentierung des Selbst in kleinste, unteilbare, geschlechts- und kulturlose Einheiten nachahmt, gleichsam einem Kind, das zuerst durch Mimikry die Welt lernen muss um sich dann später selbst zu erfahren: zerteilen, zusammensetzen, überlappen; zerteilen, zusammensetzen, überlappen. Und in eben dieser Collagenhaftigkeit, der Assemblage, entlarvt sich die betäubende Aktualität der Werke Prevendas: sie rekurriert zum einen auf ein Auseinander-Setzen des Ich, das schlussendlich für die Konstruktion der Individualität maßgebend ist. Zum anderen hält sie uns damit in aller Deutlichkeit die gefährliche Besessenheit, ja Sucht nach den Bildern der Anderen vom eigenen Ich vor Augen, die sich dann zu einem vermeintlichen Selbstbild zusammenzwängen. So verblasst jedes Individuum als hohlen Kopie der Kopie, die irgendwo entfernt daran zu erinnern versucht, dass es einmal so etwas wie Eigenständigkeit gab. Wie sich aber aus dieser Zweidimensionalität lösen?

Wer bin ich? Wo fängt Ich an und wo hört es auf? Bin ich ich, weil die Anderen nicht ich sind?“ (Ana-Maria Altmann, curator)  ­

Florica Prevenda ist 1959, in Dor Mărunt, Kreis Călăraşi, Rumänien geboren. Ihre Ausbildung hat sie 1984 an der Kunstakademie Iași, Rumänien abgeschlossen. Florica Prevenda lebt und arbeitet zurzeit in Bukarest und New York. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland sowie Preise und Ehrungen krönen Florica Prevendas Schaffen der letzten zwanzig Jahre.

Weitere Details über Florica Prevenda und ihre Werke finden Sie auf www.floricaprevenda.com.                                                                        

Die Ausstellung „Facing Individuality“ kann im Rumänischen Kulturinstitut in Wien im Zeitraum 19. April – 20. Mai, von Montag bis Freitag zwischen 10.00 und 18.00 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Bitte bestätigen Sie die Teilnahme bis zum 14. April unter uawg@rkiwien.at



See English version below.


Florica Prevenda

Facing Individuality"

„Who am I? Where does the I begin and where does it end? Am I who I am only because the others are not me?

These questions weave their way through Florica Prevenda’s works like a litany. Her voice breaks through, the loud outcry of an entire generation; the outburst expresses the uncertainty of a time when not a single answer is generated by someone on its own. The echo of this self-questioning bounces back and forth between the outer phantasms of an anonymous mass, incapable to react, to put its thumbs up or down; in ancient amphitheatres such gestures granted life or death. Things have not changed that much: a thumb up or down still sentence an individual to live or die.

Free of illusion, labouring to devise a legitimate form canon, Prevenda focuses over and over again on positioning herself in the world. She works her way from the unseemly position of an action-oriented collectivity toward that place where she talks to herself as if she were someone else, the other. By compressing generalization and anonymity into viable means of expression she attempts to objectify artistic communication. Serial in nature, her work reprocesses the same old question, revolving around the experience of the self in the present, a question on which the construction of every single individual relies. All sorts of corrugated cardboard or paper works rewind Prevenda’s systemic process of abstraction whereby the self is broken into the smallest possible, indivisible, gender- and culture-free units, so similar to the manner in which a child first learns of the surrounding world by mimicking it before getting to know himself: divide, assemble, overlap; divide, assemble, overlap. And it is this very ease to collage, to assemble, that unveils Prevenda’s bewildering modernity, her recurrent split referencing of the self, a process by virtue of which the construction of all individuality is measured.

On the other hand, the spell she puts us under is that of a dangerous obsession, a search for the image of others while stubbornly confronting the I in front of her eyes, a quest eventually summed up into a self-portrait. All individuals fade away, the hollow copy of a copy, trying hard to remember that somewhere there was once such a thing as independence. But how can one set oneself free of such a two-dimensional character?­

Who am I? Where does the I begin and where does it end? Am I who I am only because the others are not me?

" (Ana-Maria Altmann)