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DACIA EXPRESS
Österreich, 2008
Regie, Kamera, Schnitt: Michael Schindegger
Produktion: Flavio Marchetti
Länge: 54 min
OmU
Ein Zug auf historischem Geleis. Dort wo heute der Dacia Express unterwegs ist, kreuzte einst der berühmte Orient Express. Das heißt: zwischen Wien und Bukarest, oder geopolitisch betrachtet, zwischen Ost und West. Vor diesem Hintergrund kommt einem unweigerlich Sidney Lumets Agatha-Christie-Adaption Mord im Orientexpress in den Sinn. Und tatsächlich: Wie dieses launige Krimidrama ist auch Michael Schindeggers Dacia Express vor allem eines: ein Kammerspiel in Bewegung, wenn auch von eindringlich dokumentarischem Zuschnitt.
Keine Abfahrt, keine Ankunft, kein Routenverlauf. Nicht die strukturelle Vermessung der Wegstrecke ist es, die hier im Vordergrund steht, sondern vielmehr die soziale Begegnung im Abteil. Reisende treffen auf Reisende. Menschen unterschiedlicher Nationalität und Gemütslage, angehalten vorübergehend gemeinsam zu reisen. Es wird geplaudert, getrunken, geschlafen, gewartet. Der literarische Topos von der Zugfahrt ist dabei allgegenwärtig: Die Landschaft fliegt an den Fenstern vorbei, während im Inneren die Zeit stillzustehen scheint. Die Gespräche, so beiläufig wie angeregt, schaffen willkommene Abwechslung, sorgen für neugierige Heiterkeit, aber auch für befremdendes Staunen. Die Abteile, sie geraten zu Mikrokosmen des globalen „culture clashs“.
Der Film hat 2008 an der Viennale und 2009 am film:riss Salzburg teilgenommen, wo es als „bester studentischer Dokumentarfilm Österreichs“ ausgezeichnet wurde.
In seinem ästhetischen Konzept ist Dacia Express von wertvoller Sparsamkeit bestimmt. Schindegger vertraut ganz auf die Wirkung seiner ProtagonistInnen. Sein Blick ist warmherzig, zurückhaltend und überaus persönlich. Auch er selbst gibt sich als Reisender zu erkennen, will mit seiner Kamera nicht anonym bleiben, sondern sich nachdrücklich involviert zeigen, in diese Wirklichkeit des flüchtig intimen Moments. (Lukas Maurer)
Seit meinem Zivildienst in Bukarest (2000/2001) reise ich regelmäßig mit dem Zug nach Rumänien. Durch diese Fahrten und die dabei geschlossenen Bekanntschaften entstand die Idee diese einzigartige, abgeschlossene Welt mit ihren Reisenden filmische festzuhalten. Der Zug verbindet Regionen, die einander einmal sehr nahe waren und sich in den vergangenen achtzig Jahren weiter voneinander entfernt haben als sie es geographisch sind. Mit der EU-Osterweiterung bekommt diese Verbindung (ein Überbleibsel des legendären Orient-Express Paris-Istanbul) neue Bedeutung.
Als Ein-Mann-Filmteam mit einer handlichen Kamera konnte ich die Intimität im engen Liegewagen weitgehend wahren, wenn auch zugleich die Kamera, sich ihrer situationsverändernden Position bewusst, immer wieder zu spüren sein soll. (Michael Schindegger)
Österreich, 2008
Regie, Kamera, Schnitt: Michael Schindegger
Produktion: Flavio Marchetti
Länge: 54 min
OmU
Ein Zug auf historischem Geleis. Dort wo heute der Dacia Express unterwegs ist, kreuzte einst der berühmte Orient Express. Das heißt: zwischen Wien und Bukarest, oder geopolitisch betrachtet, zwischen Ost und West. Vor diesem Hintergrund kommt einem unweigerlich Sidney Lumets Agatha-Christie-Adaption Mord im Orientexpress in den Sinn. Und tatsächlich: Wie dieses launige Krimidrama ist auch Michael Schindeggers Dacia Express vor allem eines: ein Kammerspiel in Bewegung, wenn auch von eindringlich dokumentarischem Zuschnitt.
Keine Abfahrt, keine Ankunft, kein Routenverlauf. Nicht die strukturelle Vermessung der Wegstrecke ist es, die hier im Vordergrund steht, sondern vielmehr die soziale Begegnung im Abteil. Reisende treffen auf Reisende. Menschen unterschiedlicher Nationalität und Gemütslage, angehalten vorübergehend gemeinsam zu reisen. Es wird geplaudert, getrunken, geschlafen, gewartet. Der literarische Topos von der Zugfahrt ist dabei allgegenwärtig: Die Landschaft fliegt an den Fenstern vorbei, während im Inneren die Zeit stillzustehen scheint. Die Gespräche, so beiläufig wie angeregt, schaffen willkommene Abwechslung, sorgen für neugierige Heiterkeit, aber auch für befremdendes Staunen. Die Abteile, sie geraten zu Mikrokosmen des globalen „culture clashs“.
Der Film hat 2008 an der Viennale und 2009 am film:riss Salzburg teilgenommen, wo es als „bester studentischer Dokumentarfilm Österreichs“ ausgezeichnet wurde.
In seinem ästhetischen Konzept ist Dacia Express von wertvoller Sparsamkeit bestimmt. Schindegger vertraut ganz auf die Wirkung seiner ProtagonistInnen. Sein Blick ist warmherzig, zurückhaltend und überaus persönlich. Auch er selbst gibt sich als Reisender zu erkennen, will mit seiner Kamera nicht anonym bleiben, sondern sich nachdrücklich involviert zeigen, in diese Wirklichkeit des flüchtig intimen Moments. (Lukas Maurer)
Seit meinem Zivildienst in Bukarest (2000/2001) reise ich regelmäßig mit dem Zug nach Rumänien. Durch diese Fahrten und die dabei geschlossenen Bekanntschaften entstand die Idee diese einzigartige, abgeschlossene Welt mit ihren Reisenden filmische festzuhalten. Der Zug verbindet Regionen, die einander einmal sehr nahe waren und sich in den vergangenen achtzig Jahren weiter voneinander entfernt haben als sie es geographisch sind. Mit der EU-Osterweiterung bekommt diese Verbindung (ein Überbleibsel des legendären Orient-Express Paris-Istanbul) neue Bedeutung.
Als Ein-Mann-Filmteam mit einer handlichen Kamera konnte ich die Intimität im engen Liegewagen weitgehend wahren, wenn auch zugleich die Kamera, sich ihrer situationsverändernden Position bewusst, immer wieder zu spüren sein soll. (Michael Schindegger)