RO@Ringstraße podium
4 - 31 NOV - DEZ 2011

RO@Ringstraße

Auf rumänischer Spurensuche durch Wien. Ein Stadtführer

Ort:

„Endlich“ war das erste Wort, mit dem Ioan Holender das Erscheinen des Stadführers begrüßte, und fügte hinzu: „Endlich ein Stadtführer, der intelligent, übersichtlich und leicht verständlich Geschichte und Gegenwart wiedergibt.“ Das „rumänische Wien“ ist ein Stück unbekanntes Wien, das durch die Geschichtsschreibung der verschiedenen Nationen immer kleiner wird – ein „ungarisches“, „italienisches“, „slowenisches“ und „türkisches“ Wien gibt es längst in Buchform aufgearbeitet. Rumäniens Spuren waren bisher selten ein Thema.

Das Rumänische Kulturinstitut in Wien hat sich auf Spurensuche durch die österreichische Hauptstadt begeben: Der so entstandene zweisprachige Reiseführer (mit  24 Stationen und 15 Porträts) legt ein von der Geschichte oft übermaltes Stück Stadtgeschichte der letzten beiden Jahrhunderte in einem zeitgenössischen Format frei. Es entsteht dabei ein polychromes Bild aus großen Stimmen, Professoren, Dichtern, Theater- und Operdirektoren, und –stars, Denkern, schreibenden Diplomaten, Händlern, Fürsten u.v.m. Sie alle gelangten einst nach Wien und viele von Ihnen brachten dabei ihr biografisches, kulturelles und historisches Gepäck mit sich, um in Wien eine Stätte der Freiheit, Kunst und Revolte, ein Parkett für entscheidende Begegnungen und intellektuelle Anregungen zu finden.

Ergänzt wird der gedruckte Stadtführer durch eine eigene zweisprachige Website. 

Dieser Stadtführer ist zwar kein umfassendes Lexikon, möchte aber einige wichtige Begegnungspunkte aufzeigen und möglichst interessante Anregungen geben. Daher weist die darin enthaltene Auswahl  eine wohldosierte Mischung auf von:

in Österreich bekannten Namen, deren Rumänienbezug selten wahrgenommen wird: Maria Cebotaru, Traian Grozăvescu, Eusebiu Mandicevschi, Viorica Ursuleac

in Rumänien bekannten Figuren, deren „Wiener Biografie” beleuchtet wird: George Enescu, Mihai Eminescu, Ioan Slavici, Titu Maiorescu, Lucian Blaga

in beiden Kulturräumen bekannten Figuren: Ioan Holender

kulturellen Überraschungen - kaum bekannte, erinnerungswürdige Geschichten, Bezüge und Hinweise verbunden mit Namen wie: Erwin Ringel, Carl Merz, Gustav Klimt, Gerard van Swieten, Arnold Rosé, Rudolf Hermann Eisenmenger.

Das  Designkonzept  des mehrfach ausgezeichneten Wiener Grafik-Designers  Erwin K. Bauer verfolgt diese Spurensuche mit: Jedem Kapitel, das einer Persönlichkeit gewidmet ist, entspricht inhaltlich passend eine metaphorische Farbe. Das Gestaltungsprinzip spiegelt die so entstandene Palette – von „vampirrot“ bis „mistbraun“ – wie durch ein Prisma und begleitet damit durch das Buch, führt von Person zu Person, und, mittels der begleitenden Stadtkarte, von Schauplatz zu Schauplatz.  Das Anliegen, rumänische Geschichte in Wien sichtbar zu machen, wird bereits am Buchcover manifest: Mittels einer beigelegten Münze lässt sich der goldene Rubbellack entfernen – und gibt ein polychromes Bild des multikulturellen Wien frei.

Die meisten der im Führer enthaltenen Wiener Stationen bewegen sich innerhalb der klassischen Flanierkoordinaten Wiens (Innere Stadt, Cafés, Ringstraßenbauten, Kunsttempeln, usw.).  Der Weg führt aber auch in Richtung Stift Klosterneuburg, oder Zentralfriedhof. Es geht um die Vermittlung einer neuartigen Erfahrung des Tradierten, um die Begegnung mit fremden kulturellen Horizonten innerhalb eines (welt)bekannten Stadtbildes. Nicht die Fassaden werden thematisiert, sondern die ehemaligen  Bewohner/Besucher dahinter, ihr Schicksal und ihr Wirken.

Die Route führt z.B. in die Staatsoper, wo Maria Cebotaru ihr Puder auflegte, Ioan Holender 19 Jahre lang regierte und die Richard Strauss-Favoritin, Viorica Ursuleac ihre wichtigsten Jahre als Sopranistin in Wien verbracht hat. Es sind Diven wie sie, die, als herausragende Talente der Musiklandschaft, der Stadt strahlend Gestalt gaben. Oder zum Maria-Theresien-Platz, denn die Kaiserin war es, die die Mär der Untoten im rumänischen Banat endgültig begraben wollte und Gerard van Swieten  zum Verfassen seiner Abhandlung über den Vampyrismus veranlasste. Oder ins Burgtheater, das so manch fremden Stern zum Leuchten bringt: Agatha Bârsescu hell am Firmament. Denn als am 14. Oktober 1888 das neue Burgtheater mit „Esther“ von Franz Grillparzer eröffnet wurde, spielte der damalige Star des Burgtheaters die Titelpartie . Oder ins Belvedere, welches an Kaiserwettertagen über dem prächtigen Schloss die Schattenseiten seiner Geschichte leicht vergessen lässt. Einst Heimat der bedeutenden Kunstsammlung Prinz Eugens, später von Hitler gewählter Schauplatz für die folgenreichen Wiener Schiedssprüche.... 

Der Stadtführer wird ab November mit der wertvollen Unterstützung der Buchhandlungen Leporello, Kuppitsch und a.punkt   dem breiten Wiener Publikum ständig verfügbar gemacht werden, und zwar als begleitender Bonus bei jedem Kauf von rumänienbezogenen Titeln: literarischen Werken, Alben, Nachschlagewerken, Monografien, akademischen Veröffentlichungen und Lehrbüchern, CDs und DVDs etc. Abgesehen von den im Stadführer thematisierten Namen reicht die Autorenliste von Herta Müller, E.M. Cioran, Paul Celan, Tristan Tzara , Constantin Brancusi, bis Mircea Cărtarescu, Norman Manea, Mircea Eliade,  Anita Hartig, Angela Gheorghiu, Sergiu Celibidache ... Die Buchhandlungen verwandeln sich symbolisch in temporäre „librarische Botschaften“ der rumänischen Kultur.