Nicolas Simion Group im Club Porgy&Bess Wien klang
9 JUNI 2016 20:00

Nicolas Simion Group im Club Porgy&Bess Wien

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Das Rumanische Kulturinstitut in Wien organisiert am Donnerstag, dem 9. Juni, um 21.00 Uhr im Porgy&Bess in Wien (Riemergasse 11), ein Konzert mit Nicolas Simion Group. Im Rahmen der Veranstaltung wird das neueste Album der Band präsentiert, „Transylvanian Moods“. 

Die neue Besetzung des Nicolas Simion Group, mit dem großartigen Akkordeonspieler Fausto Beccalossi (Italien), dem Bassisten Martin Gjakonovski (Mazedonien), dem Schlagzeuger Silvio Morger (Schweiz) und dem Pianisten Mike Roelofs (Niederlande), bringt der Musik viel Farbe. Die Erfahrungen der Musiker aus ihren fünf Kulturen kommen zusammen und das Quintett kreiert eine frische Musik, die sich voneinander inspirieren lässt. Es ergeben sich Freiräume, auch für wilde Momente innerhalb und außerhalb der Strukturen der Kompositionen. Akustische Klänge in verschiedenen Stimmungen schmelzen wie immer bei einem Projekt von Nicolas Simion mit viel Energie und Spontaneität ganz natürlich zusammen. 

Nicolas Simion wurde 1959 in Dumbrăviţa, einem kleinen Dorf in den Karpaten Siebenbürgens, geboren. In Kronstadt (Braşov) besuchte er das Musikgymnasium und absolvierte anschliessend ein klassisches Studium an der Musikakademie in Bukarest. Nach und nach entwickelte er eine Liebe zur improvisierten Musik und gründete in den frühen 80er Jahren seine erste Band Opus 4 mit dem Pianisten Mircea Tiberian und dem Saxophonisten Dan Mandrilă, die schnell zur erfolgreichsten Jazzformation des Landes aufstieg. Nach zahlreichen Auftritten im Land und Einladungen auf Jazzfestivals in Ost-Berlin und Warschau entschloss er sich 1989 zur Emigration in den Westen.

In Wien traf er auf heimische und internationale Grössen und hatte erstmals Gelegenheit, mit ihnen gemeinsam zu spielen. Darunter Art Farmer, Leo Wright, Idris Muhammad, Jim Pepper, Harry Sokal, Christian Muthspiel u.v.a. Mit letzterem nahm er seine erste Platte im Westen auf. Die erste CD unter eigenem Namen erschien 1992 unter dem Titel „Black Sea“. Seither liess er regelmässig mit interessanten Veröffentlichungen aufhorchen. Mit dabei waren u. a. grossteils amerikanische Musiker, wie Graham Haynes, Lonnie Plaxico, Ed Schuller, Peter Perfido und der Pianist Mal Waldron. Letzterer ersetzte in seinem Quartett den leider viel zu früh verstorbenen Saxophonisten Jim Pepper mit dem jungen Nicolas Simion. Seither verbindet die beiden eine überaus interessante musikalische Zusammenarbeit, die 1998 in der Duo-CD „The Big Rochade“ und zahlreichen Auftritten gipfelte. Mal Waldron schätzt an Nicolas Simion vor allem seine Flexibilität und Einfühlsamkeit und seinen ethnischen Background. Ein weiterer wichtiger Wegbegleiter war der polnische Trompeter Tomasz Stanko, mit dem er einige hochinteressante Aufnahmen einspielte. Der berühmte amerikanische Third stream-Komponist Gunther Schuller war von Nicolas Simions Musik derart angetan, dass er unter seinem label GM Recordings ein Aufnahme Simions auf dem amerikanischen Markt veröffentlichte und ihn als Solisten für sein Projekt "The Music of Jim Pepper" auserwählte.

Aber auch als Komponist zeitgenössischer Musik machte Nicolas Simion von sich reden. Für ein Auftragswerk des österreichischen Kulturministeriums wurde er 1995 mit dem Körnerpreis ausgezeichnet. Daneben entstanden Auftragswerke für Bläserensembles, Streich- und Saxophonorchester. 1998 entstanden die „Canzonieri Sacrale“, mit Motiven aus sakralen Gesängen aus aller Welt für grosses Orchester und Jazzcombo, die in der Ruprechtskirche, der ältesten Kirche Wiens, uraufgeführt wurden und zwei Jahre später in einer völlig überarbeiteten und erweiterten Version vom Österreichischen Rundfunk live im ORF Radiokulturhaus präsentiert wurden. Im Jahre 2001 erfolgte auch eine vielbejubelte Aufführung in seiner Heimat in Kronstadt (Brasov). In den späten 90er Jahren erhielt er immer mehr Engagements in Deutschland, wo er sich schliesslich 1997 niederliess. Dort arbeitete er im Verlauf der weiteren Jahre mit heimischen Musikern an einem neuen Projekt „Balkan Jazz“.

Dieser letzte Streich Nicolas Simions bedeutet eine Besinnung auf die Wurzeln der Musik seiner Heimat. „Lullabies & Fairytales“, so der Name des aktuellen Projekts, verbindet Motive aus traditionellen Weisen seiner Heimat mit modernen Formen improvisierter Musik. Mit Mitmusikern aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Traditionen erschafft er einfühlsame Stimmungen gleichsam wie lebhaft-wilde karpatische Rhythmen. Im Herbst 2001 brachte das deutsche Label Intuition Music in Zusammenarbeit mit dem Radiosender Deutsche Welle eine Live-Aufnahme aus dem Kölner Stadtgarten auf den Markt. Auf der CD Balkan Jazz ist mit dem legendären jugoslawischen Trompeter Dusko Goykovich ein kongenialer Partner für die Musik des Balkans zu hören. Ein weiteres Highlight prägt diese Zeit: die Wiederentdeckung des rumänischen Ausnahmepianisten Jancy Körössy. 

Mathias Rüegg gründete das Porgy & Bess 1993, das anfänglich in den Räumen des ehemaligen Kabaretts „Fledermaus“ in der Spiegelgasse untergebracht war. Ihn unterstützten kurze Zeit später Renald Deppe und Christoph Huber; Huber ist bis heute der künstlerische Leiter des Clubs. 2000 zog der Club nach einer längeren Umbaupause in die Riemergasse 11 um. Das Programm des Porgy & Bess spricht ein sehr großes Publikum an, etwa 70.000 Gäste im Jahr. Dem entsprechend wird Jazz sehr pluralistisch verstanden und im Programm auch in Randbereiche, wie elektronische Musik, zeitgenössische Musik und Weltmusik, vorgedrungen. 

Dem Musikwissenschaftler Christian Scheib zufolge ist das Porgy & Bess „gleichzeitig essenziell für die Weiterentwicklung der musikalischen (Jazz-)Wirklichkeit einer Stadt“ und braucht und verbraucht „als Stadtraum schlicht alltäglich Musik“. 

Informationen zum Eintritt finden Sie unter www.porgy.at