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1.Lesung: Do., 22.11.2012, 12:45 Uhr, Messe Wien, Literaturcafé
Es liest: Bettina Kerl
Messeticket erforderlich.
2. Lesung: Sa., 24.11. 2012, 19:30 Uhr, Rumänisches Kulturinstitut (Argentinierstraße 39)
Es liest: Till Firit
Moderation: Hana Stojic und Reto Ziegler
Freier Eintritt.
»Eine Synthese der gegenwärtigen rumänischen Gesellschaft, sarkastisch und voller Hoffnung zugleich«, charakterisierte Jan Koneffke die Gedichte von Claudiu Komartin. Auch der zweisprachige Auswahlband erzählt in großem Bogen von den Schwierigkeit einer Gesellschaft, ihre totalitäre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Noch selten haben Gedichte so beklemmend das dumpfe vor sich Hinbrüten einer Gesellschaft erfasst, die stagniert und lieber wegschaut. »Begraben von der Familiengeschichte«, nennt das der Sohn im Zyklus »Väterchen«, wo ein bereits zahnloser Despot im Sterben liegt, belauert von der Hass-Liebe der Familie, die ihn sich schon immer tot wünschte und ihn nun doch weder verlassen kann noch sterben lassen will. Im Zyklus »Überdosis« ragen die eigenen Wünsche und Hoffnungen nur noch als blinde Stümpfe aus der (Selbst-)Betäubung durch Medikamente auf. Nur langsam durchbrechen Komartins Figuren die kollektive Isolation des Einzelnen, lassen Erinnerungen und eigene Gefühle zu, Freundschaft und Lachen.
Der Gedichtband Und wir werden die Machinen für uns weinen lassen ist Teil der gemeinsam mit dem literarischen Netzwerk TRADUKI in der Edition Korrespondenzen herausgegebenen Reihe tradukita poezio, junge Poesie aus Südosteuropa.
Claudiu Komartin, geb. 1983 in Bukarest, wo er als Lyriker, Literaturkritiker und Übersetzer lebt. Bereits mit 20 Jahren erschien sein mehrfach ausgezeichneter Lyrikband Păpu șarul și alte insomnia (Der Puppenspieler und andere Schlafstörungen, 2003), ihm folgten die ebenfalls mit Preisen bedachten Bände Circul domestic (Häuslicher Zirkus, 2005) und Un anotimp în Berceni (Eine Jahreszeit in Berceni, 2009). Mit dem vom Autor zusammengestellten Auswahlband Und wir werden die Maschinen für uns weinen lassen werden die Gedichte von Claudiu Komartin nun erstmals dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht.
Claudiu Komartin, Und wir werden die Maschinen für uns weinen lassen. Gedichte
Deutsche Erstausgabe
Rumänisch/Deutsch, übersetzt von Georg Aescht
ca. 160 Seiten, Broschur, fadengeheftet
ISBN 978-3-902113-92-4 € 16,00
WELCH DÜSTERER MITTAG PAUL ÉLUARD
in dieser kapitale des schmerzes die du
mir zu einem spottpreis verkauft hast
in einem schmuddligen gang heute nacht
geschützt vor den scharfen augen der literaturkritik
du warst schwach bei kasse ich habe dich verstanden
dieser knabe war als hätte man ihn in die ecke gestellt
die lehrerin hatte ihm alle sinne weggenommen
und ihn zum tode verurteilt wie groß er geworden ist
wenn man bedenkt dass er sich all die jahre
nur von schatten ernährt hat
der rumpf eines kamels an den beinen aufgehängt
über der piaţa romană ist mein astraler doppelgänger
madi hat mir oft von ihm erzählt