Der Selbstbestrafer ist eine polarisierende, elliptische und gewollt provozierende Ausstellung. Sie ist die vorläufig einzige, die sich mit der dramatischsten und verklärtesten Periode der jüngeren rumänischen Geschichte befasst.
Die Wahl der drei atypischen, exzessiven und in ihrer künstlerischen Ausdrucksweise radikalen Künstler Ştefan Bertalan, Florin Mitroi und Ion Grigorescu wurde von mehreren Faktoren beeinflusst. Am wichtigsten dabei ist die Tatsache, dass die drei im Unterschied zu den meisten anderen rumänischen Künstlern, die ihren Diskurs nach den Gegebenheiten nach 1989 neu ausgerichtet haben, ihren eigenen Weg weiter gegangen sind und damit eine beispielhafte thematische, ideatische und künstlerische Konsequenz an den Tag gelegt haben.
In ihrem Namen findet kein exhaustives, vorurteilsfreies Vorgehen, das sich mit der Geschichte der rumänischen Kunst am Ende des 20. Jh. befasst, statt. Die Ausstellung will nur ein Gefühl vermitteln, ein Gefühl für die menschlichen Versuchungen und Fixationen im Rumänien der 80er-90er Jahre. Bertalan, Mitroi und Grigorescu sind gegen alle und rechnen mit ihnen ab. Sie stellen sich gegen eine Welt in der der Mensch die unterste Stufe der Anpassung erreicht hat, die zum Grundprinzip mutierte Akzeptanz des Unannehmbaren, die sowohl den Alltag als auch die verborgensten Winkel der Seele beherrscht.
Nach Jahren der Knappheit und Not breitete sich der Wohlstand aus, auf Opression folgten Revolution, Resignation und Unbeteiligung – alles nur grobe Züge der gesellschaftlichen Veränderungen und der allgemeinen Ziellosigkeit, im Rahmen derer die versteckten, individuellen, persönlichen, (un)bewussten und fesselnden Leidenschaften entstehen, die die Grundlage der Ausstellung Der Selbstbestrafer bilden. (Erwin Kessler)
20 - 28
NOV '09 - FEB '10