FÜR:SORGE im Kosmos Theater Wien buchstabe
27 MAI 2024

FÜR:SORGE im Kosmos Theater Wien

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Das Rumänische Kulturinstitut Wien lädt Sie herzlich zu dem Theaterstück FÜR:SORGE ein, unter der Regie von Constance Cauers und Alexandru Weinberger-Bara, Drehbuch von Thomas Perle. Das Stück feiert am 27. Mai, um 20:00 Uhr, im Kosmos Theater seine Uraufführung.

Nach der Premiere hat das Stück noch 5 weitere Aufführungen am 29. Mai, sowie am 3., 4., 5. und 6. Juni 2024.

Das mehrsprachige Doku-Theaterstück befasst sich mit dem Thema der Pflege- und Betreuungsarbeit und insbesondere mit der Situation der in diesem Bereich tätigen Migranten.


Besetzung: Julia Schranz und Suse Lichtenberger (Schauspielerinnen), sowie Ana-Lucia Bozovan, Ileana Indru und Helma Steinböck (Expertinnen aus dem Bereich der Fürsorge, Betreuungs- und Pflegearbeit).

 

Das mehrsprachige Theaterstück wird von dem Künstlerkollektiv baldanders theaterkollektiv produziert und nimmt die gesellschaftlichen, institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen der professionellen und informellen Betreuungsarbeit in den Blick und untersucht ihre Auswirkungen auf die einzelne Schicksale aus Sicht von rumänischen Betreuerinnen, Pflegepatient:innen und jenen, die mit der Altersfürsorge ihrer Eltern konfrontiert werden. Das Stück zeigt, wie die alltägliche Realität des Pflegesektors in Österreich aussieht

Der Bereich der 24-Stunden-Betreuung ist ein ungeregelter Arbeitsmarkt, der zulässt, dass sich Care-Migrant:innen, meistens aus Osteuropa und ohne Deutschkenntnisse, auf eine horrend unterbezahlte Scheinselbstständigkeit einlassen müssen. So entwickelt sich die Pflege selbst immer mehr zur „Notfallpatientin“, dabei gehörte doch die Versorgung der Menschen zu den Kernaufgaben eines Sozialstaats. Die Misere wird jedoch auf dem Rücken aller Beteiligten ausgetragen. In unserer Gesellschaft scheint es eine allgemeine Regel zu geben: Je offensichtlicher die eigene Arbeit für andere Menschen ist, desto weniger wird dafür bezahlt. In Österreich sind rund 62.000 Personenbetreuer:innen registriert, die sich um ca. 30.000 Pflegebedürftige kümmern. Von jenen sind wiederum 91 Prozent Frauen und 98 Prozent Migrant:innen, größtenteils aus dem Osten Europas. Doch statt entsprechend wertgeschätzt finden sich Betreuer:innen in einem System wieder, welches menschenunwürdige Verhältnisse produziert. Das Theaterprojekt FÜR:SORGE nimmt die gesellschaftlichen, institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen der professionellen Pflege- und Betreuungsarbeit in den Blick. Zwei Schauspielerinnen sowie drei Expertinnen aus dem Bereich der Fürsorge und Pflegearbeit werden gemeinsam auf der Bühne stehen und für bessere Arbeitsbedingungen plädieren. Der Bühnentext besteht einerseits aus den dokumentarisch-biografischen Erzählungen der Expertinnen. Ausgehend von diesen persönlichen Schilderungen generiert der Dramatiker Thomas Perle einen Text, der wahre und fiktionale Elemente beinhaltet. Neben Interviews und Gruppengesprächen dienen auch Diensttagebücher, Erfahrungsberichte, Beobachtungen, Notizen, Skizzen und Fotos als zusätzliches Material für die Dokumentation der Arbeit, die vor einem Jahr begann. Zu einem zentralen Mittel wird die Mehrsprachigkeit, auch um auf sprachliche Barrieren zu verweisen, mit denen die aus Osteuropa kommenden Pflegearbeiter:innen in Österreich konfrontiert sind. Die beiden Schauspielerinnen Suse Lichtenberger und Julia Schranz nehmen auf der Bühne die Rolle von zwei Showmaster:innen ein, deren Funktion einerseits darin besteht, einen inszenatorischen Rahmen für die Expert:innen zu etablieren, die in eigenen Worten ihre Erfahrungen schildern. Zum anderen versuchen die Showmaster:innen nach den Gründen für die Vernachlässigung der Pflegearbeit zu suchen: Woran liegt es? An der Politik? An dem profitorientierten Neoliberalismus? An mangelndem öffentlichem Interesse? Die Musik von Bernhard Fleischmann, die eigens für das Projekt FÜR:SORGE gestaltet wird, gemeinsam mit gesungenen Passagen, ist ebenso ein zentrales Element des erzählerischen Gestus, weil jede Szene auf ein spezifisches Kapitel des Überthemas „Fürsorge“ eingehen wird.       

 

Geboren 1995 in Oradea, Rumänien, ist Alexandru Weinberger-Bara mit 18 Jahren nach Wien gezogen, um Theaterregie am Max Reinhardt Seminar zu studieren. Im Rahmen der Universität sind die ersten Inszenierungen entstanden, unter anderem „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ von F. M. Dostojewskij (Gastspiel am Theater in der Josefstadt in Wien), „Country Music“ von Simon Stephens, „Foxfinder“ von Dawn King (Abschlussinszenierung), „Hungaricum“ von den Brüdern Presnjakow (szenische Lesung für das Festival Neues Wiener Volkstheater) und das Hörspiel „Der Mann mit der Zündholzschachtel“, mit Texten aus „Niederungen“ von Herta Müller (Hörspiel am Max Reinhardt Seminar in Kooperation mit dem Österreichischem Rundfunk). Erste eigene Regiearbeiten, u.a. „Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs“ von Milo Rau am Volkstheater Wien (später am Schauspiel Hannover), „Fräulein Julie“ von August Strindberg am Stadttheater Oradea, Rumänien, „Mein Hundemund“ von Werner Schwab im Wiener WERK X-Petersplatz, „fluss, stromaufwärts“ von Alexandra Pâzgu im WERK X-Petersplatz, „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab am Theater Delphin Wien, „Copiii Nopții“ (Kinder der Nacht) von Radu Andrei am Nationaltheater Timișoara, Rumänien und „Amsterdam“ von Maya Arad Yasur im Theater Nestroyhof/Hamakom in Wien.

1987 in Rumänien geboren, wuchs Thomas Perle dreisprachig in Deutschland auf und studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien mit Diplomabschluss. Neben seinem Studium war er Regieassistent am Schauspielhaus Wien und ist seit 2013 als freier Dramatiker und Autor in Österreich, Deutschland und Rumänien tätig. Für seine Prosa und Dramatik wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Retzhofer Dramapreis 2019. 2018 erschien sein Prosadebüt wir gingen weil alle gingen. im Verlag „edition exil“. Er leitet mehrere Schreibworkshops, u.a. die exil.Literaturhauswerkstatt am Literaturhaus Wien in Kooperation mit der edition exil, das Schreiblabor am Burgtheater Wien. Seit 2015 ist er Teil des Autor*innentheaterprojekts Wiener Wortstaetten und seit 2020 Stipendiat des Lehrgangs FORUM Text von uniT Graz. In seinem künstlerischen Schaffen arbeitet er vermehrt mit Expert:innen des Alltags und Zeitzeug:innen und hat Texte für verschiedene Bürger:innenbühnenformate erarbeitet: Schöne neue Welt: Familie 2.0 am Schauspielhaus Graz (2019), WER IST WIR? am Staatstheater Nürnberg (2020/21), im Rahmen vom steirischen herbst 2022. 2023 war er Stadtschreiber in Timișoara, Kulturhauptstadt Europas.

Constance Cauers, wurde in Wolfsburg geboren und ist in Ratingen bei Düsseldorf aufgewachsen. Seit dem Jahr 2000 ist sie freischaffende Theaterpädagogin im Großraum Hamburg, Berlin, Stuttgart und Bremen. 2004 bis 2008 war sie Mitarbeiterin der theaterpädagogischen Abteilung des Thalia Theaters Hamburg, ab der Spielzeit 2008/2009 Theaterpädagogin und Dramaturgin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. 2013 bis 2015 war sie Leiterin der theaterpädagogischen Abteilung am Schauspielhaus Graz. Seit 2015 konzeptionierte und leitete Constance Cauers das Junge Volkstheater am Volkstheater Wien.  Sie hatte Lehraufträge an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Universität Hamburg/ Performance Studies, KPH Krems/Wien, Pädagogische Hochschule Niederösterreich, Pädagogischen Hochschule Wien, Pädagogischen Hochschule Steiermark, der Karl-Franzens-Universität Graz und am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Seit 2016 hat sie eine Dozentur für zeitgenössische Theatervermittlung und Theater mit Expert*innen des Alltags an der Musik und Kunst Privatuniversität Wien und übernimmt die Leitung von Fort- und Weiterbildungen an Weiterbildungseinrichtungen europaweit.  Seit 2021 ist Constance Cauers freiberuflich als Regisseurin sowie als ästhetische Forscherin in Wien und in Hamburg tätig. Ihre Projekte verstehen sich als Teil des biographischen und Dokumentartheaters mit besonderem Fokus auf Sozialraumforschung. Dabei liegt auch immer wieder ein Schwerpunkt auf Beteiligung von Bürger*innen.