Rumänische Filmtage 2011 auge
21 - 25 NOVEMBER 2011 18:30 - 23:00

Rumänische Filmtage 2011

E:
21. – 25. NOVEMBER 

21.11. 18:30 Uhr  BURG KINO   Medalia de onoare (Die Ehrenmedaille) - Rumänien 2009 - R: Călin Peter Netzer - B: Tudor Voican - K: Liviu Marghidan D: Victor Rebengiuc, Camelia Zorlescu, Mircea Andreescu, Ion Lucian, Mimi Brănescu - 105 min.   “Mit liebevoll ironischem Blick erzählt Cătălin Netzer von einem Überlebenskünstler der melancholischen Art“ (Peter Gutting). Herr Ion lebt seit Jahren mit einer Schuld, die seine Frau und sein Sohn ihm nicht verzeihen können. Mit der Vergangenheit alleingelassen, ist er vergeblich bemüht, sich und die anderen von seinem guten Willen zu überzeugen. Ganz unverhofft bietet sich die Chance auf Wiedergutmachung in Form einer Ehrenmedaille, die die Regierung Ion für Verdienste im Zweiten Weltkrieg verleiht. Er ist sich keiner Heldentat bewusst, doch die Aussicht auf Anerkennung und die nachträgliche Glorifizierung einer Vergangenheit, die so schwer auf ihm lastet, macht Ion erfinderisch. Als Gast: Victor Rebengiuc       
22.11. 18:30 Uhr BURG KINO   Portretul luptătorului la tinereţe (Porträt des Kämpfer als junger Mann) – Rumänien 2010 – R+B: Constantin Popescu – K:Liviu Marghidan – D: Constantin Diţă, Ionuţ Caras, Bogdan Dumitrache, Cătălin Babliuc, Ion Bechet – 163 min. Berlinale-Sektion: Internationales Forum 2010   Das 163min-Epos basiert auf wahren Begebenheiten: Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee 1944 hatten sich in Rumänien wie auch in anderen Ländern zahlreiche kleine Widerstandsgruppen mit häufig faschistischem oder nationalistischem Hintergrund gebildet. 30 davon bestanden bis Ende der 50er Jahre. Ion Gavrilă Ogoranu, einem der Anführer, gelang es, sich der Verhaftung bis 1976 entziehen. Alle Obersten der Securitate sollen ihn im Gefängnis besucht haben, weil sie den Mann kennen lernen wollten, der sie so lange an der Nase herumgeführt hatte. Die Intervention Henry Kissingers und Richard Nixons bewahrte ihn vor dem Todesurteil, so dass er 2006 nach langer Haftstrafe eines natürlichen Todes als freier Mann starb. Constantin Popescu stellt in seinem Film eine zusammengewürfelte Gruppe von Widerstandskämpfern in den Mittelpunkt, deren einziger Lebenszweck darin zu bestehen scheint, gegen ein ebenso übermächtiges wie entmenschlichtes System anzukämpfen, indem sie so viele von dessen Repräsentanten wie möglich abknallen, bevor das System sie selbst abknallt. Dem Regisseur gelingt dabei die Gratwanderung der gleichzeitigen Einfühlung und Distanzierung, indem er die Partisanen als reflektierende Antihelden, die sich der Sinnlosigkeit ihres Tuns vollauf gewahr sind, charakterisiert (Claudia Wente). Als Gast: Dan Bordeianu

23.11. 18:30 Uhr BURG KINO   Loverboy – Rumänien 2011 – R+B: Cătălin Mitulescu, Bianca Oana, Bogdan Mustaţă – K: Marius Panduru – D: George Piştereanu, Ada Condeescu, Clara Vodă, Ion Besoiu, Bogdan Dumitrache – 94 min. Filmfestspiele Cannes 2011, Sektion „Un certain regard”   Luca ist ein »Loverboy«, ein junger, erster Zuhälter eines europäischen Prostitutionsringes, der Mädchen verführt, sie emotional an sich bindet und mit ihnen lebt, bis das erinnerte Glück in ihnen groß genug ist, um für ihn Geld zu verdienen. Luca und seine Freunde treffen scheue Bauernmädchen, überreden sie dazu, mit ihnen nach Constanţa zu fahren, der schönen Küstenstadt, in der es segeltuchumwehte Clubs am Sandstrand gibt. Am nächsten Morgen liegen zerzauste großäugige Nixen am Meer, die sich nicht zurück zu ihren Eltern trauen. (Irene Rudolf)     

24.11. 18:30 Uhr BURG KINO   Din dragoste, cu cele mai bune intenţii / Best Intentions - RO/H/F  2011 – R+B: Adrian Sitaru -K: Adrian Silişteanu – S: Andrei Gorgan – T: Tamás Zányi – D: Bogdan Dumitrache, Nataşa Raab, Alina Grigore, Marian Râlea - 105  Minuten   Gut ist oft das Gegenteil von gut gemeint. Alex, ein leicht neurotischer, liierter Anfangdreißiger, erfährt vom Vater, dass seine Mutter einen Schlaganfall hatte. Seine «Best Intentions», nach denen Sitarus zweiter Langspielfilm englisch betitelt ist, bestehen darin, zu ihr ins Spital seiner Heimatstadt zu fahren und sich in extenso um sie zu kümmern – zur allmählichen Enervierung aller Beteiligten, deren Blickwinkel auf Alex die konsequente Kamera bevorzugt einnimmt. Die in langen Einstellungen komponierte, rumänische Alltagsansicht erhielt in Locarno Leoparden für Regie und Hauptdarsteller Bogdan Dumitrache. (Viennale 2011)   

25.11. 19:00 Uhr  Kunsthalle Wien, Ursula Blickle Viedoarchiv Kurzfilmabend Gesamtlänge: 94 Min.    Colivia/The Cage, Regie: Adrian Sitaru, Rumänien, 2010   Hitchcock Reloaded, Regie: Mirel Bran, Rumänien, 2010 Aniversarea/The Birthday, Luiza Pârvu, Rumänien, 2010   Life Buoy, Regie: Dragoş Bardac, Rumänien, 2010   Reflex, Regie: Andra Chiriac, Rumänien, 2010   Julie H., Regie: Anca Oproiu, Rumänien, 2010   Apele tac/ Silent River, Regie: Anca Miruna Lăzărescu, Deutschland/Rumänien, 2011 

Haben Sie gewusst, dass Rumänien derzeit zu den auf Filmfestivals erfolgreichsten europäischen Kurzfilm-Nationen zählt? Schon deshalb ist es reizvoll sich auf diese polyphone Reise durch Licht und Schatten einzulassen, die das Wiener Kurzfilmfestival VIS Vienna Independent Shorts zusammengestellt hat. Adrian Sitaru, erst vor wenigen Wochen in Locarno mit dem Silbernen Leoparden als bester Regisseur ausgezeichnet, gehört mit Sicherheit zu den profiliertesten Kurzfilmschaffenden des Landes. Sein kammerspielartiger Film Colivia (The Cage) eröffnet den Reigen aus sieben kurzen Streifen – und steht beispielhaft für eine Reihe von rumänischen Kurzfilmen, die den Neorealismus wiederentdeckt zu haben scheinen und diesen mit einer Prise verzeihendem Humor versehen. Regisseur Mirel Bran erweist danach mit der einmütigen Groteske Hitchcock Reloaded dem Weltkino seine Referenz. Zugleich sensibilisiert er für die schauspielerische Glanzleistung, die Adina Lucaciu im darauffolgenden Beitrag abliefert: Aniversarea (The Birthday) von Regisseurin Luiza Pârvu erzählt die herzenswarme Geschichte einer einsamen jungen Frau, die sich an ihrem Geburtstag einen Partyclown nach Hause bestellt. Zur bunten Welt der unabhängig produzierten Musikvideos gehört die erfrischende Stop-Motion-Animation Life Buoy von Dragos Bardac. Danach kehren wir mit Reflex zu den narrativen Filmen zurück, wobei es Regisseurin Andra Chiriac versteht, etwa mittels repetitiver Elemente auf der Bild- und Tonebene, den Blick auf Details zu lenken und das Publikum kurzerhand zu Stalkern einer hintergründigen Wirklichkeit zu machen. In Julie H., dem vorletzten Film des Programms, gelingt Anca Oproiu eine so experimentelle wie faszinierende Annährung an die Lyrikerin Iulia Hasdeu, die 1888 im Alter von 19 Jahren an Tuberkulose starb. Der letzte und zugleich mit 31 Minuten längste Kurzfilm der Selektion erzählt von einer nächtlichen Flucht durch die kalte Donau. Die rumänisch-deutsche Koproduktion Apele tac (Silent River) unter der Regie von Anca Miruna Lăzărescu ist zugleich fesselnde Filmgeschichte und forschende Geschichteaufarbeitung mit drängenden Fragen an die Gegenwart. Willkommen im europäischen Kino.  Raimund Liebert (VIS) 

Die Filme laufen an allen Tagen in der rumänischen Originalfassung mit deutschen oder englischen Untertiteln.   

FR. 25.11.  Rumänische Wintersounds im MQ Haupthof bis 22:00 Uhr mit DJ EmeeGrant (easy moods, graz) [Afro, Cosmic, Deep House] 
Der gebürtige Temeswarer bringt mit einer unglaublicher Mixtur an Styles die Leute vom "Stadtpark" bis zum Miami-Beach in Bewegung.   


Karten erhältlich an der Kassa des Burg-Kinos. 21.-24. November Erwachsene 6 – 8 EUR Kinder und Studenten  Do, Mo, Di: 5 EUR Fr, Sa, So: 6 EUR  25. November Kurzfilmabend Eintritt frei. Programmänderungen Vorbehalten