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Im neuen Ausstellungsraum KOENIG 2_by robbygreif in der Margaretenstr. 5, 1040 Wien wird vom 12. Januar – 4. März 2017 „Miroase a paradis – Über damals, jetzt und die Freiheit“ gezeigt, der neue Film von Ovidiu Anton und Alexandru Bălăşescu.
Eröffnung am Donnerstag, 12. Januar 2017, 18h bis 21h.
Das Projekt wird von dem Rumänischen Kulturinstitut in Wien unterstützt.
Der Film ist das Ergebnis des von Ovidiu Anton und Alexandru Bălăşescu eingereichten Projektes mit dem Arbeitstitel How I Miss Bucharest or The Journey of a Dog’s Life, welches den Hauptpreis des Ideenwettbewerbs „Create Your Bucharest“ gewonnen hat. Der Wettbewerb war Teil der Vienna Biennale 2015, in dessen Interessensmittelpunkt die Ausstellung „Mapping Bucharest: Art, Memory and Revolution 1916–2016“ gestanden ist.
«Zwei Hunde, zwei Städte, zwei Stimmen: eine männlich, eine weiblich. „Miroase a paradis“, das dogumentary von Ovidiu Anton und Alexandru Balasescu, präsentiert eine einfache und übersichtliche Versuchsanordnung: Ein Straßenköter aus Bukarest, der Metropole, die lange Zeit als Stadt der streunenden Hunde bekannt war, wird nach Wien adoptiert und unter den Bedingungen eines zivilisatorisch und bürokratisch geregelten Umgangs mit Tieren domestiziert. Die parallel montierte Gegengeschichte ist jene einer Hündin aus Wien, die mit ihren Besitzern in die rumänische Hauptstadt kommt, dort entweicht und im urbanen Dschungel des postsozialistischen Milieus mit seinen Verrohungs- und Verwilderungstendenzen Schritt für Schritt die Lebensform eines freilaufenden Tieres ohne Anbindung an menschliche Schutz- und Ernährungsfunktionen erlernt.
Diese Geschichte wird von den Tieren aus ihrer Perspektive erzählt und mit Kommentaren, Apercus und philosophischen Spekulationen über das Zusammenleben von Hund und Mensch und über Themen wie Exil, Migration, Stadtplanung und politische Machtverhältnisse ausgestattet.
Anthropomorphisierung als Verfremdungseffekt, aber auch als künstlerischer Versuch, die Grenze zwischen Mensch und Tier aufzulösen und eine Form des Miteinander zu insinuieren, die auf Enthierarchisierung des Verhältnisses zielt. Durchaus im Sinne von Jacques Derrida, der in der Tierphilosophie seiner letzten Lebensjahre die in der philosophischen Tradition verankerte logozentrische Herrschaftsposition des Menschen, die dessen potentielle Animalität auslöschen will, in Frage stellt. Derrida versucht diese Grenzlinie zwischen Menschenwelt und Tierreich, die mal als Schutzwall, mal als Abgrund das eine vom anderen trennt, ausfransen zu lassen, sie zu verfalten und zu vervielfachen und solcherart einen Interferenzbezirk zwischen Tier- und Menschenwelt zu eröffnen. „Miroase a paradis“ siedelt sich genau in dieser Twilight Zone an, wo Tiere zu sprechen beginnen – Animot, die Tiere als Wort – und Menschen als Tierhalter verstummen. Entfesselte Handkameras folgen den Hunden auf ihren Routinen, die im Falle von Wien vom Menschen vorgegeben werden, im Falle von Bukarest jedoch selbstgewählt sind. Reterritorialiserung versus Deterritorialisierung. Die Stimmen verbinden sich mit der Bewegung, ohne mit ihr eins zu werden und stellen im Rahmen einer Dialektik von Domestizierung und Auswilderung Fragen nach der existentiellen Geworfenheit, der transzendentalen Behaustheit und nach den Bedingungen der Freiheit. Am Ende stellt sich die unangenehme Erkenntnis ein, dass Janis Joplin vielleicht doch recht hatte: „Freedom’s just another word for nothing left to lose.“» (Thomas Miessgang, 2016)
Die Filmproduktion „Miroase a paradis – Über damals, jetzt und die Freiheit“ wurde von Brenntag Rumänien, den Otto Mauer Fonds und dem österreichischen Bundeskanzleramt für Kunst und Kultur unterstützt.
Die Zusammenarbeit zwischen Ovidiu Anton und Alexandru Bălăşescu begann 2013: der Film Street Cat Deluxe zeigte städtische Transformationsprozesse in Istanbul auf, erzählt von Straßenkatzen mit unterschiedlichsten Schicksalen. „Miroase a paradis – Über damals, jetzt und die Freiheit“ ist Teil einer umfassenden, von den Autoren geplanten Reihe von Dokumentarfilmen im Mockumentary-Stil, welche die transformierende Beziehung zwischen Mensch und Natur anspricht und die sich in Zukunft auch auf andere Städte ausweiten wird.
Ovidiu Anton (geb. 1982 in Timişoara) lebt und arbeitet in Wien. Er studierte an der École Supérieure des Beaux-Arts Marseille und der Akademie der bildenden Künste Wien. Er hatte Arbeitsstipendien in Chişinău (2015), Ljubljana (2014), Istanbul (2013) und Paris (2011). Der Künstler hat seine Werke in zahlreichen europäischen Städten ausgestellt, u.a. Wien, Salzburg, Ljubljana, Amsterdam und Marseille. Einzelausstellungen: „New Positions“ (Art Cologne, Deutschland, 2015), „Sub FuckinVersive“ (Tabacco 001 Cultural Centre, Ljubljana, Slowenien, 2014), „Sauve qui peut!“ (Christine König Galerie, Wien, Österreich, 2013) und „Weiße Wände?“ (Galerie 5020, Salzburg, Österreich, 2013).
Alexandru Bălăşescu (geb. 1974, Craiova) besitzt einen Doktortitel in Kulturanthropologie der University of California – Irvine (Vereinigte Staaten von Amerika) und einen Abschluss in Ethnologie für Fortgeschrittene an der Université Lumière in Lyon (Frankreich). Alexandru Bălășescu hat mehrere internationale Stipendien erhalten, u.a. „Wenner Gren Foundation for Anthropological Research“, „British Library – Endangered Archives Programme“. Er war Universitätsassistent an der University of California – Irvine (1999-2002) und Assistenzprofessor/assoziierter Professor für internationale Kommunikation an der Amerikanischen Universität Paris. Zwischen 1993 und 2016 hat er 41 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht und sich aktiv an zahlreichen multidisziplinären Projekten beteiligt (Kunst, Architektur und Stadtplanung).