Fotoausstellung und Sofa-Gepräch zu Timişoara/Temeswar buchstabe
13 - 20 NOV - DEZ 2016 17:00

Fotoausstellung und Sofa-Gepräch zu Timişoara/Temeswar

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Das Rumänische Kulturinstitut in Wien und die Rumänische Botschaft in Wien widmen am 13. November ab 17.00 Uhr einen Abend der Stadt Temeswar/Timişoara, welche zur europäischen Kulturhautstadt 2021 gewählt wurde.

Zu diesem Anlass findet im RKI Wien die Vernissage einer Fotoausstellung statt mit Bildern aus Temeswar, die im Buch „DIVAN“ von Josef Trattner erschienen sind. Das dreisprachige Buch (rumänisch, deutsch, englisch) wurde 2012 beim Verlag Schlebrügge.Editor veröffentlicht und präsentiert neun rumänische Städte, die Josef Trattner im Gespräch mit neun Literatinnen und Literaten erkundet hat: Ruxandra Cesereanu (Klausenburg), Radu Vancu (Hermannstadt), Carmen Puchianu (Kronstadt), Szabó Robert Csaba (Neumarkt), Florin Lăzărescu (Jassy), Filip Florian (Bukarest), Varujan Vosganian (Krajowa), Mircea Dinescu (Port Cetate) und Daniel Vighi (Temeswar).

Ergänzend zur Vernissage findet ein Gepräch zwischen Josef Trattner, den Literaten Daniel Vighi und Filip Florian sowie dem Übersetzer des Buches, Georg Aescht statt. Die Veranstaltung wird mit Unterstützung des Rumänischen Fremdenverkehrsamtes in Wien und der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft organisiert.

Das Projekt „EUROPÄISCHE SOFAFAHRTEN“ wurde 2002 von Josef Trattner initiiert und vereint Literatur, Design, Fotografie und bildende Kunst. Verschiedene Autoren aus mitteleuropäischen Städten werden vom Künstler eingeladen, an seinem Projekt teilzunehmen. Mit einem von ihm entworfenen in Abmessung und Farbe immer gleichen Sofamodell aus Schaumstoff bereist Trattner zahlreiche Städte, wo er jeweils eine gewisse Zeit mit den Autoren verbringt – sitzend auf seinem Sofa, das an verschiedensten Orten im öffentlichen Stadtraum aufgestellt wird. Aus ungewöhnlichen Situationen, die sich bei der gemeinsamen Transportarbeit des sperrigen Möbels von einem Ort zum anderen ergeben, entstehen interessante Gespräche.

Die Sofafahrten führten bisher nach Wien, Bratislava, München, Leipzig, Bern, Turin, Laibach, Triest, Zagreb, Frankfurt, Hamburg, Mainz und Neapel. Weiterhin hat das Projekt in Städten in Rumänien (2012), Polen (2014), in der Türkei (2015) und in Bulgarien (erscheint 2017) stattgefunden.

Im Sommer 2012 reiste der österreichische Künstler damit nach Rumänien, traf sich mit ansässigen oder ortskundigen Schriftstellern, führte mit ihnen Gespräche, lud sie zu Sofa-Wanderungen und -Lesungen im öffentlichen Raum ein und dokumentiert nun mit den Texten der Autoren und mit seinen Fotos diese intensive Reise ins Innere eines immer noch unbekannten Landes. Das sesshafte Möbel, das der Künstler und seine Autoren schultern, wird zur Metapher ihrer Existenz. Die Texte der Literaten sind ein wesentlicher Bestandteil des Buches. „DIVAN, die rumänische Ausgabe der „Sofafahrten“, erschien mit Unterstützung des Rumänischen Kulturinstituts.

 

Josef Trattner, geboren 1955 in Semriach (Steiermark, Österreich), lebt und arbeitet in Wien. Er absolvierte ein Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien und ist Mitglied der Wiener Secession. Er hatte zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, u.a. in der Wiener Secession, MAK, Künstlerhaus Wien, Neue Galerie Graz, Museumsquartier Wien, Kulturhauptstadt Graz 2003.

Seit 1990 beschäftigt sich Josef Trattner mit dem Material Schaumstoff; seit 1994 realisiert er unter Verwendung dieses Werkstoffs Projekte im öffentlichen Raum. Wesentliches Merkmal von Trattners Arbeiten ist die Überlagerung von kunstimmanenten Aspekten – das Verhältnis von Materialität, Form und Farbe zum Innenraum und Außenraum – mit gesellschaftlichen Fragestellungen. Seine ephemeren, nach Veränderungen durch Publikum und Wettereinflüsse sich wieder in Nichts auflösenden Inszenierungen in Natur- und Stadträumen sind immer auch soziale Versuchsanordnungen, denen ein selbstreflexives und kritisches Potenzial eingeschrieben ist.

Seit 2000 beschäftigt er sich mit den Farben der Weine (Österreich, Schweiz, Piemont).

Seinen Arbeiten immanent ist das Zusammenwirken verschiedener Disziplinen der Kunst. Zahlreiche Projekte wurden unter Mitwirkung von Musikern, Literaten, Architekten und Fotografen umgesetzt.

Daniel Vighi, geboren 1956 in Lipova, ist Prosaschriftsteller, Dozent an der Universität, Publizist, Redakteur an der Temeswarer Zeitschrift Orizont, Gründungsmitglied der Timişoara-Gesellschaft, Vorsitzender des Bürgerateliers Ariergarda in Temeswar. Nach mehreren Erzählbänden und Romanen, die ihn als führenden Prosaschriftsteller etablierten, u.a „Povestiri cu strada depozitului (Geschichten mit der Straße zur Lagerhalle), 1985, „Însemnare despre anii din urmă (Aufzeichnungen der vergangenen Jahre), 1989, „Decembrie, ora 10 (Dezember, 10 Uhr), 1997,  Insula de vară (Die Sommerinsel), 1999, „Cometa Hale-Bopp (Der Halle-Bopp-Komet), 2007, hat sich Daniel Vighi auch als Literaturkritiker und  – historiker, aber auch als Forscher der jüngsten Geschichten einen Namen gemacht. Er ist in mehreren in Deutschland, Österreich und Ungarn herausgegebenen Anthologien vertreten. Daniel Vighis Werk befasst sich mit großen Themen wie Erinnerung, Geschichte, Vergessen.

Filip Florian, 1968 in Bukarest geboren, ist lange Jahre Journalist, unter anderem bei Radio Freies Europa und der Deutschen Welle. Sein erster Roman „Degete mici (Kleine Finger) wurde als bestes Prosa-Debüt 2006 ausgezeichnet. Sein zweiter, gemeinsam mit seinem Bruder Matei Florian verfasster Roman „Băiuţeii (Die Jungs von der Allee) fand ebenso begeisterte Aufnahme. Sein 2008 erschienener Roman „Zilele regelui (Die Tage des Königs) wurde zum Buch des Jahres gekürt. 2012 ist sein letzter Roman „Toate bufniţele (Alle Eulen) erschienen. Filip Florian gilt als eines der größten Talente der osteuropäischen Literatur. Seine Bücher wurden in 12 Sprachen übersetzt.

Georg Aescht, geboren 1953 in Zeiden, Siebenbürgen, Rumänien, war nach einem Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Klausenburg in dieser siebenbürgischen Stadt Lehrer am deutschsprachigen Gymnasium. Neben literaturkritischen Beiträgen in deutschsprachigen Publikationen übersetzte er rumänische Autoren und arbeitete an Gymnasiallehrbüchern für deutsche Literatur mit. 1984 wanderte er mit Frau und Tochter in die Bundesrepublik Deutschland aus. Nach siebenjähriger Arbeit als Korrektor in einer Setzerei trat er die Stelle eines Redakteurs bei der Bonner Stiftung Ostdeutscher Kulturrat (heute Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR in Königswinter) an, wo er die „Kulturpolitische Korrespondenz“ redigiert. Neben seiner feuilletonistisch-publizistischen Tätigkeit hat er Bücher von Ion Agârbiceanu, Gabriela Adameșteanu, Lucian Boia, Filip Florian, Claudiu Komartin, Norman Manea, Gellu Naum, Alexandru Papilian, Andrei Pleșu, Liviu Rebreanu, Mihail Sebastian und Alexandru Vona aus dem Rumänischen bzw. Französischen übersetzt und war als Herausgeber tätig.

Die Ausstellung kann im Rumänischen Kulturinstitut in Wien im Zeitraum 14. November – 20. Dezember besucht werden, von Montag bis Freitag zwischen 10.00 und 18.00 Uhr (außer am 30. November und 1. Dezember). Der Eintritt ist frei.