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In der Zeitspanne vom 29. Mai bis 11. Oktober wird in der RKI Wien Galerie die Fotoausstellung „Das Storck Gedenkhaus ‒ Ein Paradies der Künste“ präsentiert. Das Projekt ist von dem Rumänischen Kulturinstitut Wien in Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt Bukarest organisiert. Die Vernissage findet am 29. Mai, um 19.00 Uhr, in Anwesenheit von Frau Elena Olariu, Kuratorin der Schau und stellvertretende Leiterin der Kunstabteilung des Stadtmuseums Bukarest, statt.
Einzigartig in der Bukarester Museumslandschaft, beeindruckt das Storck-Museum durch seine spektakuläre Innenausstattung, durch seine wertvollen Kunstwerke und durch die einzigartige Art und Weise, in der zwei große einheimische Künstler ihre kreativen Räume entworfen haben.
Das Haus beherbergt zwei großflächige Ateliers: das Maleratelier von Cecilia Cuțescu Storck, das durch seine Monumentalität und durch seinen dekorativen Stil beeindruckt, und das Bildhaueratelier von Frederic Storck, das sich durch Funktionalität und Einfachheit auszeichnet. Das Museum besitzt repräsentative Kunstwerke, Gemälde, Skulpturen, grafische und dekorative Kunst, die das Entstehen einer wahren Künstlerdynastie darstellen. Neben den Werken des Ehepaares Cecilia und Frederic werden hier auch Skulpturen vom Bruder Frederics, Carol Storck, sowie von Frederics und Carols Vater, Karl Storck, ausgestellt.
Im Jahre 1948 wurde die Sammlung der öffentlichen Nutzung zugeführt und im Jahre 1951 auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gestiftet wurden die Werke von der Malerin Cecilia Cuţescu Storck und von ihren Töchtern, Gabriela Florica Storck und Cecilia Frederica Storck Botez.
Der Bau des Hauses begann im Jahre 1911, zwei Jahre nach der Hochzeit von Cecilia Cuţescu und Frederic Storck (1909). Die beiden Künstler arbeiteten dabei mit dem Baumeister Alexandru Clavel zusammen. Das Gebäude wurde Außen im germanisch-nordischen Stil gestaltet, während sich Innen eine Mischung verschiedener Stile finden lässt: traditionell rumänisch, westlich und südländisch. Für die Fassade des Hauses haben sich die Besitzer für ein pompejanisches Rot entschieden. Die Wände der Fassade werden durch sichtbare Balken unterteilt, ergänzt durch dekorative Steinelemente, die von Frederic Storck selbst gemeißelt wurden.
Im Jahre 1913 wurde der Bau des Hauses beendet und von 1913 bis 1917 verzierte Cecilia Cuţescu Storck die Innenräume mit spektakulären Gemälden symbolistischer Inspiration, die prächtig gekleidete weibliche Figuren und üppige Vegetation darstellen. Für die Wand, die sich im Hintergrund des Ateliers befindet, malte die Künstlerin das Diptychon „Irdische und spirituelle Liebe“. Das Wandgemälde in der großen Eingangshalle verweist auf den Paradiesgarten und beschwört Frieden und spirituelle Gelassenheit. Aus stilistischer Perspektive schafft die Symbolik der Künstlerin einen Geisteszustand, in dem die Ambiguität zwischen Traum und Wirklichkeit dargestellt wird; eine Dualität der Wahrnehmung, in der Gefühle und Emotionen überwiegen. Liebe, Tod und Paradies repräsentieren lebensnotwendige Bereiche, in denen sich besondere weibliche Charaktere entwickeln. Die Kreation von Cecilia Cuţescu Storck offenbart eine diaphane und umhüllende Erotik, einen wahren Liebeskult, der als höchstes und tiefstes spirituelles Streben gilt.
Für die Ausstattung des Malerateliers fertigte Frederic auch einen beeindruckenden, aus Stein gemeißelten Springbrunnen, für den die Eingangstür der Colțea-Kirche Vorbild war. Die Zugangstüren zum Bildhaueratelier und zum Garten sind mit Schnitzereien verziert, die von der traditionellen rumänischen Architektur inspiriert wurden.
Die beiden Ateliers waren ohne Trennwände konzipiert und vom eigentlichen Wohnraum getrennt. Die beiden Künstler wollten, dass diese Räume den Kunstliebhabern ständig zugänglich sind. In diesen großen Innenräumen sind Marmor-, Bronze- und Terrakotta-Skulpturen ausgestellt, die von Frederic, Carol und Karl Storck gefertigt wurden. Diese befinden sich in perfekter Harmonie mit der Wandmalerei, mit den Staffeleiwerken und mit der grafischen Kunst, die im Raum gezeigt werden.
Das Bildhaueratelier zeigt unter anderem wichtige Werke von Karl Storck: die Gipsversion einer großen Skulptur, die die Prinzessin Bălașa darstellt, ein großes Modell der Kathedrale von Curtea de Argeș (1867), das für den rumänischen Pavillon im Rahmen der Weltausstellung in Paris geschnitzt wurde, und eine aus Bronze gegossene große Statue, Der Steinmetz, ein Jugendwerk von Frederic Storck. In den Schaukästen sind kleine Porträts, Statuen und Plaketten ausgestellt, die von den drei Bildhauern gemeißelt wurden.
Im Garten hinter dem Haus befinden sich Säulen, Kapitelle und Skulpturen, von denen einige aus der Hafenstadt Baltschik stammen, wo die Familie eine elegante Villa in der Nähe des Schwarzen Meeres hatte.
Frederic Storck (1872-1942), der Besitzer dieser Residenz und zugleich derjenige, der sie gemeinsam mit seiner Frau entworfen hat, stammt aus einer bedeutenden Bildhauerfamilie. Sein Vater, Karl, war der erste Professor und Gründer der Skulptur-Abteilung an der Hochschule der Bildenden Künste in Bukarest. Der im deutschen Hanau geborene Karl Storck (1826-1887) entwarf zwei spektakuläre öffentliche Werke, die beide wichtigen historischen Persönlichkeiten gewidmet waren: dem hohen Beamten Mihail Cantacuzino und der Prinzessin Bălașa. Ebenso schuf er mehrere dekorative Werke für einige Bukarester Gebäude, darunter der Șuțu-Palast und das Haus des Malers Theodor Aman, die heute beide zum Museum der Stadt Bukarest gehören. Frederic und sein Bruder Carol (1854-1926) haben den Ruhm und den guten Ruf des Ateliers und des Hauses Storck weitergeführt.
Wie sein Vater war Frederic Storck auch als Professor an der Hochschule für Bildende Künste Bukarest tätig, an der er 31 Jahre lang lehrte. Im Laufe seines Lebens hat er wichtige Aufträge für Skulpturen erhalten: für den Verwaltungspalast von Galaţi, die Evloghie Gheorghieff-Kapelle, die Grabstätte der Familie Alexandrescu, die Rumänische Kreditbank in Bukarest, das Nationaltheater Bukarest, das Haus von Victor Stăuceanu und für das Obregia-Krankenhaus. Frederic hat auch an wichtigen Salons und Ausstellungen teilgenommen: jährlich war er in der Ausstellung der Münchener Secession (1897-1910), der Künstlerischen Jugend (1902-1942) und am Offiziellen Salon von Bukarest (1896-1942) vertreten. Auch an so wichtigen Veranstaltungen wie der internationale Ausstellung in Barcelona (1929) und der Biennale von Venedig (1906, 1907, 1942) hat der Künstler teilgenommen.
Gemeinsam mit den Malern Ştefan Luchian, Constantin Artachino, Nicolae Vermont, Kimon Loghi, Ipolit Strâmbulescu, Artur Verona, Ştefan Popescu und Gheorghe Petraşcu hatte der Bildhauer Frederic Storck die Tinerimea artistică (Die künstlerische Jugend) gegründet. Die Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hatte, der rumänischen Kunst neuen Antrieb zu geben, wurde von der Kronprinzessin Maria von Rumänien unterstützt, die an allen Vernissagen teilnahm, oft in Begleitung ihres Ehemannes, Thronfolger Ferdinand I. von Rumänien. In diesem künstlerischen Umfeld hat der Bildhauer auch seine zukünftige Ehefrau Cecilia kennengelernt. Im Jahre 1909 heiratete Frederic Storck die Malerin Cecilia Cuţescu (1879-1969). Die beiden wurden zu einem der harmonischsten Paare in der Geschichte der bildenden Kunst Rumäniens.
Die Ehefrau von Frederic, Cecilia Cuţescu Storck, war von 1916 bis 1947 als Professorin für dekorative Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst Bukarest tätig – und war die erste Frau weltweit, die eine solche Stelle an einer künstlerischen Fakultät innehatte. In dieser Periode hat Cecilia Cuţescu Storck auch eine Reihe von großen, dekorativen Wandgemälden ausgeführt, wie zum Beispiel: Die Landwirtschaft, Die Industrie, Der Handel (1916), in der Empfangshalle der Marmorosch Blank Bank (ein Gebäude, das Architekt Petre Alexandrescu entworfen hatte), Die Geschichte des rumänischen Handels (1933), das sich in der Aula der Akademie für Wirtschaftswissenschaften Bukarest befindet, und die Decke des Thronsaals im Königspalast von Bukarest: Die Apologie der rumänischen Künste (1935).
Cecilia Cuţescu Storck schaffte es, durch ihre Leistungen die rumänische Kunst der Zwischenkriegszeit zu prägen. Als Vertreterin der modernistischen Bewegungen ihrer Zeit, trug die Malerin, zusammen mit anderen Künstlern, zu einer doppelten Öffnung der rumänischen Kunst bei: auf nationaler und auf europäischer Ebene. Ihre Werke haben dem ästhetischen Modernismus der Jahre 1910 bis 1940 auf harmonische Weise entsprochen.
In ihrem Schaffen versuchte die Künstlerin die Staffelmalerei mit der dekorativen Kunst und mit einer monumentalen bildnerischen Vision zu kombinieren. Dieser Zugang findet seine schlüssigste Aussage in der Art und Weise, wie sie ihr eigenes Haus, zusammen mit ihrem Ehemann, gebaut und dekoriert hat. Die Residenz wurde zum Frederic Storck und Cecilia Cuţescu Storck-Museum und ist nun Teil des Museums der Stadt Bukarest.
Dr. Elena Olariu